Montag, 10. August 2015
Kant: Die Welt hat einen Anfang in der Zeit
Beweis:

"Denn, man nehme an, die Welt habe der Zeit nach keinen Anfang: so ist bis zu jedem gegebenen Zeitpunkte eine Ewigkeit abgelaufen, und mithin eine unendliche Reihe auf einander folgender Zustände der Dinge in der Welt verflossen. Nun besteht aber eben darin die Unendlichkeit einer Reihe, daß sie durch sukzessive Synthesis niemals vollendet sein kann. Also ist eine unendliche verflossene Weltreihe unmöglich, mithin ein Anfang der Welt eine notwendige Bedingung ihres Daseins; welches [...] zu beweisen war."

- Immanuel Kant: Die Kritik der reinen Vernunft.




Im Gegensatz zum vorherigen Beweis von Euklid, folgt dieser keiner klaren Gedankenstruktur. Wir wissen nicht wie in der Mathematik, was wir benutzen dürfen, um unsere deduktiven Überlegungen fortzuführen. Aber dieser Beweis hat eine sehr ähnliche Struktur zu dem von Euklid. Wir nehmen das Gegenteil an und leiten daraus logisch einen Widerspruch her.
Zugegebenermaßen ist das ein sehr schwieriger Beweis, den man verdauen muss. Er ist (aus heutiger Sicht der Dinge) mit ziemlicher Sicherheit korrekt.

Bevor wir uns mit problematischeren und moderneren Beweisen und Sachtexten beschäftigen, werde ich einige weitere Beispiele dieser Art anbringen, um einfach mal das "Gespür" für einen korrekten Beweis zu vermitteln. Im nächsten Beitrag werde ich Kants Beweis hierzu weiter erläutern. Man findet insgesamt 4 * 2 solcher Beweise unter dem Namen "Antinomien der reinen Vernunft". Die sind alle nicht lange und bilden zusammen die Rechtfertigung, über ethische Entscheidungen und Handlungen zu diskutieren. Also gerne mal ansehen, um das eigene Gehirn einer Prüfung zu unterziehen :-)

... link (0 Kommentare)   ... comment